Medialer Shitstorm
Die Ereignisse am letzten Wochenende in Albersloh haben mich sehr nachdenklich gemacht. Ausgehend von einer Mail, die ein Mitglied der Initiative für ein Durchfahrtsverbot für LKW in Albersloh aus einem Gespräch mit dem Kirchenvorstand heraus veröffentlicht hat, entstand ein medialer Shitstorm - eine regelrechte Kampagne auf WhatsApp und Facebook, die wir so nur aus der „großen“ Politik kennen.
Im Verlauf dieses Shitstorms kam es zu teilweise massiven Beschimpfungen von ehrenamtlichen Kirchenvorständen, von Landwirten und der Person des Landrats. Ich hätte nie gedacht, dass sowas in Albersloh möglich ist, und ich finde, ein derartiger Umgang mit Mitbürgern, mit ehrenamtlich Aktiven und auch der Kommunalpolitik ist Gift für das Miteinander in unserem Dorf. Für eine Sperrung des Ortes für durchfahrende LKW haben wir im Rat aus Überzeugung eine parteiübergreifende Resolution verabschiedet, und der Kreis benötigt aktuelle Zählungen der Anlieger- und der überörtlichen LKW im Ort und auf den Ausweichrouten der Nachbargemeinden als Basis, um eine Sperrung gerichtsfest begründen zu können. Wenn ein Fahrverbot kommt, dann sollte es auch niet- und nagelfest sein. Selbstverständlich hat jeder Bürger das Recht, Kritik an dieser rechtsstaatlich gebotenen Vorgehensweise des Landrats zu üben. Nun aber einen Shitstorm über sämtliche WhatsApp- und Facebook-Gruppen des Dorfes zu starten, weil der ehrenamtliche Kirchenvorstand, der Bürgermeister und der Landrat als Chef der Polizeibehörde und Vermittler zum Land als Strasseneigentümer nach Wegen suchen, die viel zu hohe Zahl der Unfälle an der Kirche zu reduzieren, ist nicht akzeptabel. Wie wollen wir Albersloh in Zukunft gestalten? Wie wollen wir Menschen gewinnen, sich zu engagieren, wenn Aktive - egal ob ehrenamtliche oder hauptamtliche - bei jedem vertraulichen Gespräch, bei jeder Idee, bei jeder abweichenden Meinung Angst haben müssen, am nächsten Tag in den sozialen Medien an den Pranger gestellt und mundtot gemacht zu werden? Wollen wir uns in Albersloh gegenseitig im Internet und in Leserbriefen beschimpfen? Klares Nein! Ich wünsche mir, dass gerade in der so sensiblen Frage der Verkehrssicherheit alle in Albersloh - Bürger und Ratsgruppierungen - einen kühlen Kopf bewahren, und gemeinsam um die besten Lösungen für weniger durchfahrende LKW und für mehr Verkehrssicherheit ringen und dabei fair und anständig miteinander umgehen - damit wir uns auch beim nächsten Schützenfest noch in die Augen sehen und unbeschwert miteinander feiern können!
Henning Rehbaum MdL
Vorsitzender der CDU Albersloh